Präzisere Methoden zur Materialverarbeitung - Deutsche Großwälzlager GmbH forscht gemeinsam mit der Universität Rostock

Rudolph: Mut und professionelles Zusammenwirken von wissenschaftlicher Expertise und praktischem Know-how der Unternehmen ist eine der essentiellen Grundlagen für Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit unserer heimischen Wirtschaft

27.09.2018
verbundforschung grosswaelzlager

Staatssekretär Dr. Stefan Rudolph hat am 27.09.2018 einen Zuwendungsbescheid an die Deutsche Großwälzlager und die Universität Rostock für ein Verbundforschungsprojekt übergeben. Foto: UR ITMZ

An einem Simulationsmodell für induktives Randschichthärten von Großwälzlagern forscht und entwickelt derzeit die Deutsche Großwälzlager GmbH (DGWL) aus Rostock gemeinsam mit der Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik der Universität Rostock. Dabei handelt es sich um ein elektrothermisches Verfahren, das zur Verbesserung der mechanischen Eigenschaften von Bau- und Konstruktionsteilen aus Stahl, Stahlguss oder Gusseisen eingesetzt wird. „Der Verbund von Wirtschaft und Wissenschaft ist das erfolgversprechende Modell für die Entwicklung von Innovationen, aus denen international wettbewerbsfähige Produkte und Verfahren wachsen. In Rostock soll durch die Kooperation der Deutschen Großwälzlager mit der Universität eine erhebliche Einsparung von Material sowie eine bessere Nutzung der Kapazitäten in der Dreherei und Härterei erreicht werden. Mut und professionelles Zusammenwirken von wissenschaftlicher Expertise und praktischem Know-how der Unternehmen ist eine der essentiellen Grundlagen für Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit unserer heimischen Wirtschaft. Das ist gelebte Verbundforschung in und für unser Land; wir brauchen mehr davon in Mecklenburg-Vorpommern“, sagte der Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Dr. Stefan Rudolph vor Ort bei der Übergabe eines Fördermittelbescheides.

 

Forschungsvorhaben entwickelt präzisere Methoden zur Materialverarbeitung

Die DGWL plant, konstruiert, produziert und vertreibt Großwälzlager mit einem Durchmesser von bis zu sechseinhalb Metern, die unter anderem für Windkraftanlagen, Turbinen in der Kraftwerksindustrie und Kränen sowie Landmaschinen genutzt werden. Bei der Herstellung von Rollen- und Kugeldrehverbindungen sind Oberflächenhärten der Lagerringe im Bereich der Laufbahnen der Rollen beziehungsweise Kugeln und bei Bedarf vorhandener Verzahnungen erforderlich. Dadurch werden die geforderten Lebensdauerwerte der Lager für die ausgelegten Betriebslasten erreicht. Abhilfe soll das Forschungsvorhaben „GROWS Großwälzlager – Simulationsmodell für das Induktionshärten“ schaffen. Dabei ist vorgesehen, dass ein realitätsnahes Simulationsmodell für das Induktionshärten von Großwälzlagerringen entwickelt wird, dass aufwändige Messreihen mit Proberingen ersetzt, den Härteprozess optimiert und aufwändige Messreihen vermeidet. „Die Unterstützung von innovativen Prozessoptimierungen wie bei der Deutschen Großwälzlager GmbH ist ein wichtiges Element der Wirtschaftspolitik in Mecklenburg-Vorpommern. So soll für Forschung und Entwicklung ein Wachstumsschub entstehen, der langfristig zukunftsorientierte Arbeitsplätze schafft. Dazu brauchen wir mutige Unternehmen, tatkräftige wissenschaftliche Einrichtungen und erfolgsversprechende Projekte“, sagte Rudolph.

Der Geschäftsführer der DGWL, Lars Ulrich Kahl, zeigt sich erfreut: „Gut, dass es an der Universität Rostock eine Ansprechpartnerin zur direkten Kooperationsvermittlung für die Wirtschaft gibt. Durch die Technologie- und Innovationsberaterin (TIB) Patricia Huber war der Wissenschaftskontakt schnell gefunden und wir saßen nach kurzer Zeit mit Professor Keßler an einem Tisch und konnten gemeinsam unsere Forschungsbedarfe inhaltlich diskutieren. Seitdem pflegen wir eine funktionierende und vertrauensvolle Zusammenarbeit“.

Professor Olaf Keßler vom Lehrstuhl für Werkstofftechnik der Universität Rostock hebt die Bedeutung der Kooperation hervor: „Das Forschungsprojekt stellt eine hervorragende Möglichkeit dar, die innovativen Forschungsarbeiten des Lehrstuhls für Werkstofftechnik in eine sehr anspruchsvolle Anwendung zu überführen. Gleichzeitig stärkt die gute Zusammenarbeit die Wettbewerbsfähigkeit unseres Rostocker Unternehmenspartners und ermöglicht unseren Studierenden einen spannenden Einblick in die industrielle Praxis“.

 

Wirtschaftsministerium unterstützt vor Ort

Die Gesamtinvestitionen des Forschungsvorhabens belaufen sich auf mehr als eine Million Euro. Das Wirtschaftsministerium unterstützt die Projektpartner des Verbundvorhabens mit knapp 789.000 Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Fast zwei Drittel davon  erhält die Universität Rostock mit 486.000 Euro für die industriellen Forschungsarbeiten.

 

Forschung, Entwicklung und Innovation – Projekte in Mecklenburg-Vorpommern

Für die Förderung von Forschung, Entwicklung und Innovation (FuEuI) stellt das Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern in der EU-Förderperiode 2014 bis 2020 insgesamt 168 Millionen Euro aus dem „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE) zur Verfügung. Es ist geplant, den Etat um 50 Millionen Euro zu erhöhen. Unterstützt werden vor allem auch Verbundprojekte. Das sind Projekte von Unternehmen, Hochschulen sowie außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Im Zeitraum von 2014 bis zum August 2018 wurden im Rahmen der FuE-Förderung Zuschüsse von insgesamt 132,6 Millionen Euro für 388 Vorhaben bewilligt; davon 88,5 Millionen Euro für 199 Verbundforschungsvorhaben, 33,3 Millionen Euro für 63 einzelbetriebliche FuE-Vorhaben, 6,6 Millionen Euro für 87 Durchführbarkeitsstudien, 410.000 Euro für 13 Schutzrechtsanmeldungen, 990.000 Euro für acht Innovationsberatungsdienste und innovationsunterstützende Dienstleistungen  sowie 2,8 Millionen Euro für 18 Prozessinnovationen. 39 Prozent der Mittel sind in die Bereiche Biotechnologie und Medizintechnik geflossen, mit 24 Prozent war der Maschinenbau beteiligt, elf Prozent gingen in den Bereich der Mobilität und rund zehn Prozent flossen in die Informations- und Kommunikationstechnologie. 

 

Informationen zum Unternehmen

Die Deutsche Großwälzlager GmbH wurde im Mai 2014 gegründet und hat ihren Sitz in Rostock. Am Standort sind 25 Mitarbeiter beschäftigt. Das Kerngeschäft ist die Herstellung von großen Rollen- und Kugeldrehverbindungen mit einem Durchmesser von bis zu sechseinhalb Metern. Schwerpunkt im Produktportfolio sind nach Unternehmensangaben vor allem Sonderlager, Einzelanfertigungen und Kleinserien für Anwendungen insbesondere aus den Bereichen Windenergie, Maschinenbau, Hebekrane, Offshore-Krane und Tunnelvortriebstechnik.