Neue grenzüberschreitende EU-Projekte auf Bornholm befürwortet

Glawe: Angebote für Aktivurlaub behinderter Menschen ausbauen – touristische Vermarktung von Herrenhäusern voranbringen – innovatives Parkraummanagement in touristischen Orten aufbauen

26.04.2018

Auf Bornholm sind 10 Projekte des INTERREG-Programms „Südliche Ostsee“ (South Baltic Programme) befürwortet worden. Der Begleitausschuss, in dem Vertreter der in den Regionen beteiligten Ländern Deutschland, Polen, Litauen, Dänemark und Schweden sitzen, hatte die EU-Projekte ausgewählt. „Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ermöglicht es, innovative Ideen konkret in die Praxis umzusetzen. Durch die neuen Projekte sollen beispielsweise Angebote für Aktivurlaub behinderter Menschen entstehen, die gemeinsame länderübergreifende Vermarktung von Herrenhäusern ausgebaut sowie innovatives Parkraummanagement in touristischen Orten aufgebaut werden“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Harry Glawe am Donnerstag. „Die Kooperationen über unsere Landesgrenze hinaus sind ein wichtiger Beitrag, um den Wirtschafts- und Tourismusstandort Mecklenburg-Vorpommern zu stärken. Ein Ziel ist dabei auch, die Lebensperspektiven für die Bewohner weiter zu verbessern. Jedes Projekt trägt dazu bei.“ Die Förderung für die 10 EU-Projekte beläuft sich auf rund 15 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).

 

EU-Programm „Südliche Ostsee“ - Zusammenarbeit der Länder Deutschland, Polen, Schweden, Dänemark und Litauen

Die grenzübergreifende Zusammenarbeit über die südliche Ostseegrenze hinweg wird mit dem INTERREG A Programm Südliche Ostsee in der EU-Förderperiode 2014 bis 2020 im Rahmen des Ziels 2 „Europäische Territoriale Zusammenarbeit“ fortgesetzt. Finanziert wird das Programm aus dem Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Das Programm ist mit einem EFRE-Volumen in der laufenden EU-Förderperiode von rund 83 Millionen Euro ausgestattet. „Ziel des Programms ist, das Potential für weiteres nachhaltiges Wachstum durch die Zusammenarbeit von lokalen und regionalen Akteuren zu aktivieren. Dies soll durch Kooperation und Kleininvestitionen erreicht werden. Der Schwerpunkt liegt auf dem gemeinsamen Entwickeln, Testen und Transferieren von innovativen Lösungen“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschafts- und Arbeitsminister Harry Glawe.

 

Das Interreg Programm wird umgesetzt in:

- Deutschland/Mecklenburg-Vorpommern: Landkreise Nordwestmecklenburg, Rostock, Vorpommern-Rügen, Vorpommern-Greifswald und der kreisfreien Stadt Rostock

- Polen: Wojewodschaften Westpommern, Pommern und Ermland-Masuren (nur Powiat Elbląski)

- Schweden: Provinzen Kalmar, Blekinge, Skåne and Kronobergs

- Dänemark: Bornholm und Region Sjælland und

- Litauen: Bezirke Klaipėda, Tauragė und Telšiai.

 

Das polnische Ministerium für Investitionen und Entwicklung mit Sitz in Warschau ist die Verwaltungsbehörde. Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern begleitet als Nationale Koordinierungsbehörde die Umsetzung des Programms in Mecklenburg-Vorpommern.

 

Neue EU-Projekte im Überblick

 

  1. Aktivurlaub für Menschen mit Behinderungen

Projektpartner: Barther Seglerverein BSV und Projektpartner aus Polen und Litauen

Gesamtkosten des Projektes: 1.171.156,30 Euro

EFRE-Zuschuss: 995.482, 86 Euro

 

Die Qualifikation von Segellehrern für die Arbeit mit Behinderten außerhalb des Leistungssports steht im Mittelpunkt des Projektes. Die Projektteilnehmer werden in Schulungen und Kursen auf eine Tätigkeit im Aktiv-Tourismus mit behinderten Menschen vorbereitet und geschult. Sie werden gleichzeitig aktiv in die Erarbeitung von Lern- und Qualifizierungsmaterial weiterer Behinderten-Segeltrainer eingebunden. Segelsport für Behinderte gibt es zurzeit nur als ein spezifisches Angebot im Bereich des Leistungssports, d.h. das Segeln als paralympische Sportart bzw. im Bereich des nationalen Leistungssports ist akzeptiert, normiert und organisiert. „Der Bereich des Segelns als Sportart des Aktivurlaubs ist jedoch kaum vorhanden. Aktivurlaub bedingt immer ein Angebot mit einem Startpunkt ´0´ in der jeweiligen Sportart. Die Anbietenden müssen sich auf unterschiedliche Qualifikations- und Fähigkeitslevel der Aktivurlauber einstellen. Die Integrationsbemühungen von Behinderten in allen Projektstaaten sollen vorangebracht werden. Es mangelt an sportlichen Angeboten für behinderte Menschen im Tourismus. Während nicht-behinderte Menschen sich immer mehr aktiv im Urlaub betätigen und dieses auch können, bleibt ein derartiger Aktivurlaub den Behinderten meist auf Grund fehlender Angebote verwehrt“, sagte Glawe.

 

Anlass für das Projekt ist die langjährige partnerschaftliche Arbeit des Barther Seglervereins mit dem Kolberger Segelverein (Polen). Zu diesen kamen in 2016 der Seglerverein und die Gemeinde Silute aus Litauen hinzu. Bei allen Projektpartnern besteht eine lange wassersportliche Tradition durch die Lage an der Ostsee oder deren unmittelbar angrenzenden Flachwassergebieten. Das in diesem Bereich vorhandene Know-how soll genutzt werden, um eine neue Art touristischer Arbeit auf einem hohen Qualitätsniveau zu etablieren.

 

Es wird geschätzt, dass in Deutschland Menschen mit Behinderung oder eingeschränkter Mobilität jährlich 2,5 Milliarden Euro auf Reisen ausgeben. Die Pro- Kopf-Ausgaben sind dabei höher als bei nicht behinderten Touristen. Über die Hälfte aller mobilitäts- und aktivitätseingeschränkten Menschen in der EU plant jährlich mindestens eine Reise. Im Ergebnis sind das jährlich 783 Millionen Tagesreisen und Reisen mit Übernachtung. Bis zum Jahr 2020 wird die Zahl der Reisen von älteren und behinderten Gästen innerhalb der EU auf 862 Millionen Reisen pro Jahr ansteigen.

 

  1. Projekt Innovatives Parkmanagement

Projekt: Innovatives Parkraummanagement

Projektpartner: Gemeinde Ostseebad Heringsdorf, Hansestadt Bremen und Projektpartner aus Polen, Schweden sowie Litauen

Gesamtkosten des Projektes: 2.689.373,00 Euro

EFRE-Zuschuss: 2.245.767,05 Euro

 

Parkmanagement ist ein wirksames Instrument, Autofahrten zu reduzieren und den Wechsel zu nachhaltigeren Formen des Nah- und Regionalverkehrs zu fördern. Circa 30 Prozent des städtischen Autoverkehrs entfallen auf die Parkplatzsuche. In den vergangenen Jahren gab es eine breite Palette verschiedenen Maßnahmen an Push- (z.B. Parkgebühren und -beschränkungen) und Pull-Mechanismen (z. B. „Park & Ride“) in diesem Bereich. Die Digitalisierung und neue IT-Lösungen stellen neue innovative Ansätze bereit. Es gibt jedoch einige Herausforderungen, die eine breitere Nutzung des digitalen Parkraummanagements und seiner Potenziale zur Förderung einer nachhaltigen Mobilität erschweren: Vor allem in kleineren touristisch geprägten Städten sind viele Autos unterwegs. Durch die Parkplatzsuche an Stränden im Sommer können schnell Staus entstehen.

 

In der Förderung von Alternativen zur Pkw-Nutzung besteht Nachholbedarf. Das Parkmanagement ist meist auf Ortszentren beschränkt. Maßgeschneiderte Lösungen für andere Standorte und Anwendungsfälle (z.B. touristische Attraktionen, Badeorte usw.) sind selten, obwohl gerade hier signifikante Auswirkungen zu erwarten sind. In dem Projekt PARKING GETS SMART sollen innovative digitale Parkmanagement-Lösungen entwickelt werden.

Die Gemeinde Heringsdorf möchte die Möglichkeiten digitaler Kommunikationsformen und Datenverbreitungswege im Bereich Parken besser nutzen. U.a. mit Hilfe eines dynamischen Parklenkungssystems sowie eines multimodalen Auskunftssystems sollen vor allem Touristen nicht nur frühzeitiger über die Parkplatzsituation in der Urlaubsregion informiert und zielgerichteter zu freien Parkmöglichkeiten gelenkt werden. Vielmehr sollen auch alternative, d.h. verkehrsträgerübergreifende Angebote (Park + Ride mit UBB oder Bike-Sharing mit Usedom Rad) noch besser kommuniziert und aktiver angeboten werden. „Ziel des Projektes ist es, Parksuchverkehre zu reduzieren sowie umweltfreundliche Verkehrsmittel zu stärken, um Lärmbelastung und Schadstoffausstoß in der sensiblen Urlaubsregion weiter zu verringern“, betonte Wirtschafts- und Arbeitsminister Glawe.

 

  1. Guts- und Herrenhäuser im südlichen Ostseeraum

Projektpartner: Tourismusverband Vorpommern e.V.; Vorpommersche Dorfstraße e.V.; Regionaler Planungsverband Vorpommern; Verein der Schlösser, Guts- und Herrenhäuser Mecklenburg-Vorpommern e.V. sowie Projektpartner aus Polen, Litauen, Dänemark und Schweden

Gesamtkosten des Projektes: 2.697.116,10 Euro

EFRE-Zuschuss:2.222.751,64 Euro

 

Guts- und Herrenhäuser sind ein gemeinsames kulturelles Erbe im südlichen Ostseeraum. Sie bezeugen in interessanter Weise die wechselvolle Geschichte der Region und ihre vielfältigen grenzüberschreitenden Beziehungen. Zugleich sind sie „Kulissen“ für attraktive und ungewöhnliche touristische und kulturelle Angebote. Auf dieser Grundlage sollen neue Entwicklungspotentiale für den ländlichen Tourismus aufgezeigt werden. Hierzu zählen die Schaffung neuer, grenzüberschreitender Gutshaustourismusangebote und ihre gemeinsame Vermarkung für spezifische Zielgruppen, wie zum Beispiel Bustouristen, Kulturtouristen, Radfahrer sowie Kreuzfahrttouristen.

 

„Es geht hier vor allem um den gemeinsamen Vermarktungsansatz, das ´Gutshauserbe´ des südlichen Ostseeraums und vielversprechendes gemeinsames Alleinstellungsmerkmal für das Tourismusmarketing, welche die Sichtbarkeit aller teilnehmenden Regionen in Deutschland, Polen, Litauen, Schweden und Dänemark erhöhen kann. Internationale Gutshaus-Touren verfügen über ein beträchtliches Marktpotential bei Touristen, die während ihres Urlaubs längere Strecken zurücklegen und verschiedene Länder besuchen. Zugleich werden Gutshäuser oft für Erholungsformen genutzt, die auch außerhalb der Hauptferienzeiträume stattfinden und so zur Verlängerung der Saison beitragen“, sagte Wirtschafts- und Tourismusminister Harry Glawe.