Delegation aus Mexiko an nachhaltiger Abfallwirtschaft aus Mecklenburg-Vorpommern interessiert

Rudolph: Wissensdurst auf moderne ökologische Abfallwirtschaft – Unterstützung beim Aufbau einer sozial- und umweltverträglichen Kreislaufwirtschaft

23.01.2018

Vertreter aus Politik und Wirtschaft der nordwestlich von Mexiko-Stadt gelegenen Gemeinde Naucalpan haben sich am Dienstag im Wirtschaftsministerium über die Abfallwirtschaft und erneuerbare Energien in Mecklenburg-Vorpommern informiert. Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Stefan Rudolph hat beim gegenseitigen Austausch für den heimischen Wirtschaftsstandort geworben. „Mexiko hat einen ordentlichen Wissensdurst auf moderne ökologische Abfallwirtschaft und nachhaltige Energienutzung. Hier können wir mit unseren Erfahrungen in diesem Bereich punkten. Die Nutzung erneuerbarer Energieträger ist mit vielfältigen weiteren Effekten verbunden. Von der Ressourcenschonung über die Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze reichen sie bis hin zur Entwicklung der Wirtschaftsstruktur und -leistung einer ganzen Region. Heimische Unternehmen können bei der Bewältigung der Herausforderungen zur Seite stehen“, sagte der Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Dr. Stefan Rudolph in Schwerin.

 

Großer Bedarf an moderner Abfallwirtschaft und erneuerbaren Energien

In der Gemeinde Naucalpan im Bundesstadt Mexiko leben etwa 870.000 Menschen, die täglich rund 1.000 Tonnen Siedlungsabfall produzieren. Die Abfallwirtschaft in Mexiko beschränkt sich bisher weitgehend auf das Abholsystem der städtischen Müllabfuhr. Der ungetrennte Abfall wird in Säcken von den Abfallsammelfahrzeugen (ASF) eingesammelt, auf der gemeindeeigenen Abfallumschlagstation auf größere LKW verladen und zur Deponie verbracht. Die Gemeinde verfügt über rund 140 Fahrzeuge, um den anfallenden Abfall abzutransportieren. Eine gezielte Sortierung, Wertschöpfung durch Recycling oder eine sonstige Behandlung findet zurzeit nicht statt. Jetzt ist die Einführung eines Sammelsystems zur getrennten Erfassung von Bioabfällen und deren Verwertung zur Erzeugung und Nutzung von Biogas geplant. „Vor diesem Hintergrund bildet der Aufbau einer sozial- und umweltverträglichen Kreislaufwirtschaft für Siedlungsabfälle in Verbindung mit der Nutzung der Energie aus organischen Abfällen eine nachhaltige Alternative“, erläuterte Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Rudolph.

 

Entwicklung eines Pilotprojektes

Der Informationsbesuch fand im Rahmen eines Projektes der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) statt, bei dem es um die Themen Abfallwirtschaft und die Nutzung erneuerbarer Energien geht. Zwei heimische Unternehmen, die S.I.G.-Dr.-Ing. STEFFEN GmbH aus Bentwisch und die BN Umwelt GmbH aus Rostock, stehen den südamerikanischen Gästen mit ihrem Know-how beratend zur Seite.

 

Die mexikanische Delegation informierte sich auf der insgesamt viertägigen Reise unter anderem bei der Ostmecklenburgisch-Vorpommerschen Verwertungs- und Deponie GmbH (OVVD) in Rosenow (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) und der Schweriner Abfallentsorgungs- und Straßenreinigungsgesellschaft (SAS) über Trennungs- und Verwertungskonzepte von Abfällen. Seit dem vergangenen Jahr arbeitet die S.I.G.-Dr.-Ing. STEFFEN GmbH aus Bentwisch (Landkreis Rostock) in Kooperation mit der BN Umwelt GmbH aus Rostock zusammen mit der Gemeinde Naucalpan an einem PPP-Projekt („Öffentlich-Private Partnerschaft“).

 

Ziel ist die Entwicklung eines Konzeptes zum Schutz der Wasserressourcen und zur Stabilisierung der Energieversorgung durch die Verwertung fester Siedlungsabfälle in Mexiko. Das Vorhaben wird von der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) gefördert. „Die südamerikanische Gemeinde will durch Wissenstransfer ihre Abfallwirtschaft mittels Trennungs- und Verwertungsansätzen modernisieren und die Energieversorgung durch die Nutzung erneuerbarer Energiequellen (z. B. durch Photovoltaik) stabilisieren. Die Erkenntnisse der Reise sollen in einem Pilotprojekt in der Gemeinde Naucalplan umgesetzt werden“, so Rudolph.

 

Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten schafft Arbeitsplätze

Der Wirtschaftsstaatssekretär warb darüber hinaus für den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten. „Sie verringern durch kurze Transportentfernungen die mit der Abfallentsorgung entstehenden Emissionen, die Wirtschaftlichkeit wird tendenziell erhöht. Regionale Kreisläufe können Arbeitsplätze schaffen und damit auch die Akzeptanz von Abfallentsorgungsanlagen bei der Bevölkerung erhöhen“, erläuterte Rudolph weiter. Das Wirtschaftsministerium arbeitet schon seit Jahren mit Vertretern von regionalen Entsorgungs- und Kommunalverbänden sowie Wirtschaftskammern zusammen, um die Anstrengungen der privaten und öffentlichen Akteure der Abfallwirtschaft zu bündeln.

 

Der Kontakt zur Gemeinde Naucalplan kam nach Angaben der S.I.G.-Dr.-Ing. STEFFEN GmbH durch die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) unter Mitwirkung des Vereins enviMV e.V. (Netzwerk für Clean Technologie und Innovation aus Mecklenburg-Vorpommern) sowie der envitecpro GmbH aus Rostock zustande. Die Gemeinde Naucalpan kooperiert bereits eng mit der GIZ im Rahmen des Projektes „Energetische Nutzung städtischer Siedlungsabfälle“. Im November 2016 besuchten die deutschen Projektpartner die Gemeinde Naucalpan, um sich vor Ort einen Überblick über die abfallwirtschaftliche Situation und den Stand der Energieversorgung zu verschaffen.