Neues EU-Förderprogramm Interreg auf den Weg gebracht

Rudolph: Programm ist Beitrag für wirtschaftliche Stabilität in Grenzregion – Beitrag für ein Stück gelebtes Europa

30.09.2015
Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus Dr. Stefan Rudolph und Generaldirektor der Generaldirektion für Regionalpolitik und Stadtentwicklung

Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus Dr. Stefan Rudolph und Generaldirektor der Generaldirektion für Regionalpolitik und Stadtentwicklung der Europäischen Kommission Dr. Walter Deffaa beim offiziellen Startschuss in Stettin (Foto: Hirschfeldt)

Der offizielle Startschuss für das grenzüberschreitende Kooperationsprogramm Interreg V A Mecklenburg-Vorpommern/Brandenburg/Polen ist erfolgt: Am Mittwoch stellten der Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus Dr. Stefan Rudolph und der Generaldirektor der Generaldirektion für Regionalpolitik und Stadtentwicklung der Europäischen Kommission Dr. Walter Deffaa in der polnischen Stadt Stettin die neuen Förderschwerpunkte für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Region vor. "Das grenzüberschreitende Programm leistet einen Beitrag zur europäischen wirtschaftlichen Stabilität im Grenzraum zwischen Polen und Deutschland. Es bringt erfolgreich Menschen zusammen und ist ein Paradebeispiel für gelebtes Europa", sagte Rudolph. Die EU-Kommission hat das Programm genehmigt.

Mehr Förderung bis 2020 – insgesamt 134 Millionen Euro EU-Mittel stehen zur Verfügung


Der thematische Mittelpunkt der Förderperiode ist die grenzübergreifende Zusammenarbeit von Landkreisen aus Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg sowie der Wojewodschaft Westpommern in der Republik Polen. "Die Mittel für dieses EU-Programm wurden im Vergleich zur vorherigen Förderperiode aufgestockt. Die Gelder werden über einzelne Projekte vor allem dafür eingesetzt, die Wirtschaft zu stärken und die Infrastruktur zu verbessern. So entsteht eine deutliche Verbesserung der Lebensperspektiven für die Bewohner der grenznahen Regionen", betonte Rudolph. Weitere Themen des Programmes sind Natur und Kultur, Verkehr und Mobilität sowie Bildung. Von 2014 bis 2020 stehen für das Programm insgesamt 134 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) zur Verfügung. Das Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern leitet die Verwaltungsbehörde im Gesamtprogramm.

25 Jahre Interreg – öffentliche Konsultation zu Grenzbarrieren


Dr. Walter Deffaa sagte: "In den letzten 25 Jahren wurde durch Interreg viel in den europäischen Grenzregionen erreicht: Die Menschen auf beiden Seiten der Grenze verstehen sich besser, grenzüberschreitende Verkehrsverbindungen wurden geschaffen und viel für die Sicherheit und Gesundheitsversorgung über die Grenzen hinweg erreicht. Viele Projekte haben zu mehr Wachstum und Wohlstand beigetragen. Dennoch bestehen in Grenzgebieten immer noch auch zahlreiche Hindernisse, die durch Fördermittel alleine nicht zu lösen sind. Deshalb hat die Europäische Kommission eine öffentliche Konsultation lanciert, in der wir von Bürgern, Unternehmen und von Organisationen, die über die Grenzen hinweg tätig sind, bis zum 21. Dezember erfahren möchten, welche Hindernisse es noch gibt und welche möglichen Lösungen sie dafür sehen."

Neu: Öffnung der Interreg-Programme


Das Interreg-Programm wird umgesetzt in der Wojewodschaft Westpommern in Polen, den Landkreisen Barnim, Uckermark und Märkisch Oderland in Brandenburg sowie in den Landkreisen Vorpommern-Greifswald, Vorpommern-Rügen und neu im gesamten Landkreis Mecklenburgische Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern. Einige bereits bestehende Projekte werden weiterentwickelt und fortgeführt, wie beispielsweise das "Grenzüberschreitende Netzwerk der Service- und BeratungsCentren in der Euroregion POMERANIA" (SBC-Projekt), das kleinere Unternehmen bei wirtschaftlicher Kontaktanbahnung, beim Erfahrungsaustausch und in der Zusammenarbeit unterstützt. Neu ist die Öffnung der Interreg-Programme für Partner außerhalb des Fördergebietes – unter der Voraussetzung, dass ein Vorteil für die Förderregionen vorliegt. Der "Fonds für kleine Projekte" (SPF) fördert Begegnungsprojekte; seit 2009 wurden 1.000 Treffen mit über 100.000 deutschen und polnischen Teilnehmern organisiert. "Der Fonds für kleine Projekte ist das Herzstück des Gesamtprogramms. Diese Maßnahmen zur gegenseitigen Verständigung und stabilen Zusammenarbeit wollen wir verstärken", betonte Rudolph.

Projekt "Grenzüberschreitendes Neugeborenen-Screening" kann Leben retten


Staatssekretär Dr. Rudolph und Generaldirektor Dr. Deffaa besuchten anlässlich der Auftaktveranstaltung das Projekt "Grenzüberschreitendes Neugeborenen-Screening" (NGS) an der Pommerschen Medizinischen Universität Stettin. NGS ist eine Präventionsmaßnahme zur Früherkennung von angeborenen Stoffwechsel- und Hormonstörungen. Erstmals wurden durch die Umsetzung des Projektes diese lebenswichtigen Untersuchungen grenzübergreifend durchgeführt. Den Säuglingen wird am dritten Lebenstag etwas Blut aus der Ferse entnommen und auf eine Trockenblutkarte gegeben, die im Neugeborenen Screening Labor untersucht wird. Im Zuge dieses Projektes kann Mecklenburg-Vorpommern als erstes Bundesland seit September 2011 das Mukoviszidose Screening flächendeckend und kostenfrei für die Eltern anbieten. "Mit enormem Engagement von herausragenden Wissenschaftlern und Ärzten aus Stettin, Greifswald und Warschau ist hier Großartiges bewirkt worden. Seit 2011 sind über 60.000 Neugeborene untersucht worden. Bei 20 Neugeborenen sind angeborene Stoffwechsel- und Hormon-Störungen frühzeitig erkannt und behandelt worden", erläuterte Rudolph.

Rückblick auf die Förderperiode 2007 – 2013


In der Förderperiode von 2007 bis 2013 wurden im Programm Interreg IV A insgesamt 69 Projekte mit rund 200 Projektpartnern in Höhe von 132,8 Millionen Euro EFRE-Mitteln bewilligt. Damit wurden unter anderem die folgenden Projekte umgesetzt:

  • "Lasst Daten wandern – nicht die Patienten" lautete das Motto eines Telemedizinprojektes, das von der Telemedizin Euroregion POMERANIA e.V. und der Pommerschen Medizinischen Universität Szczecin umgesetzt wurde. Ziel war es, durch die Schaffung neuer, effizienter Kommunikationsstrukturen die Vorbeugung, Diagnostik und Therapie bei Patienten in dünnbesiedelten Grenzregionen der Euroregion POMERANIA entscheidend zu verbessern. Insgesamt 32 deutsche und polnische Krankenhäuser nahmen an dem Projekt teil. (Gesamtkosten: rund 12 Millionen Euro, davon EFRE-Mittel: rund 10 Millionen Euro)

  • Errichtung einer deutsch-polnischen Kindertagesstätte in Löcknitz (Landkreis Vorpommern-Greifswald) und Sanierung des Kindergartens im polnischen Stare Czarnowo - Ziel des Projektes war, mit der Schaffung verbesserter Raumbedingungen ein intensives Zusammensein von deutschen und polnischen Kindern und Erziehern zu ermöglichen. Vor dem Hintergrund der Förderung der zweisprachigen Erziehung sollte die Durchführung gemeinsamer Unternehmungen intensiviert werden. Der Neubau einer Kindertagesstätte in Löcknitz wurde gemeinsam mit der Partnergemeinde Stare Czarnowo auf polnischer Seite initiiert. In Czarnowo ist eine Kita bereits 2010 renoviert und ausgebaut worden. Dort werden über 80 Kinder betreut. In Löcknitz wurde nunmehr eine Kapazität von 152 Betreuungsplätzen geschaffen (128 Kindergartenplätze und 24 Krippenplätze). Zudem wird die Kita als "Frühhort" für die Schulkinder der 1.-4. Klasse in der Zeit von 6.00 Uhr bis 8.00 Uhr genutzt. Die Einrichtung ist bis auf den letzten Platz ausgelastet. Es gibt sowohl im Krippen- als auch im Kita-Bereich eine Warteliste. In der Kita sind 28 Erzieher/innen angestellt, davon vier Muttersprachler/innen aus Polen. (Gesamtkosten: 2,7 Millionen Euro, davon EFRE-Mittel: 2,1 Millionen Euro)

Hintergrund Interreg


Das Kooperationsprogramm Interreg V A Mecklenburg-Vorpommern/Brandenburg/Polen ist Teil der Europäischen Kohäsionspolitik und wird im Rahmen des eigenständigen Ziels "Europäische Territoriale Zusammenarbeit" durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) unter-stützt. Das Programm fördert grenzüberschreitende Kooperationsprojekte zwischen deutschen und polnischen Partnern. Diese länderübergreifenden Kooperationen werden mit bis zu 85 Prozent der förderfähigen Ausgaben aus dem EFRE bezu-schusst.

Quelle: Pressemitteilung Nr. 361/15 - Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus MV