3D in der Tischlerwerkstatt – „Kollege Roboter“ arbeitet besonders filigran

Glawe: Innovation im Handwerk schafft neue Möglichkeiten und stärkt die Marktposition – mehr Forschung und Entwicklung im Handwerk nötig

23.01.2017
Tischlerei Eigenstetter

Firmengründer Axel Eigenstetter (vo./Foto 01) und sein Team haben mit ihrem Fräsroboter die Arbeit in der Tischlerei revolutioniert. Foto: Tischlerei Eigenstetter

Die Rehnaer Tischlerei Eigenstetter im Landkreis Nordwestmecklenburg setzt auf Innovation und neue Wege im traditionsreichen Handwerk. Das von der Tischlerei Eigenstetter entwickelte Roboterfräszentrum soll dort unterstützten, wo erfahrene Tischler sehr viel Zeit benötigen würden. Komplizierte Formen und Verläufe sowie die Herstellung von Großteilen sind für den selbstständig arbeitenden Präzisionsautomaten kein Problem. „Es ist ein mutiger Schritt und braucht einen langen Atem, solch ein ehrgeiziges Vorhaben anzugehen und umzusetzen. Der Erfolg gibt dem Entwicklungsteam des Unternehmens aber Recht, das sich damit neue Marktchancen erarbeitet hat. Auch wenn ‚Kollege Roboter‘ jetzt ein Großteil der Aufgaben übernimmt, wächst das dreißig Jahre alte Unternehmen durch die automatisierten Fertigungsprozesse und stellt neue Fachkräfte ein. Inzwischen arbeiten bereits 20 Mitarbeiter in dem mittelständischen Handwerksunternehmen“, so der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Harry Glawe in Schwerin.

 

Planung und Aufbereitung der 3D-Daten, Programmierung, Materialbestellung, Fräsen und manuelle Nachbearbeitung – System automatisiert Arbeitsprozesse

Das Unternehmen wird mit der komplexen Weiterentwicklung des Frässystems in die Lage versetzt, besonders große freigeformte Frästeile anzufertigen, was die Tischlerei auch als Zulieferer für größere Neubauten interessant macht. So wird die Konstruktion und die Einrichtung von größeren Wendeltreppen oder aufwändigen individuellen Ausstattungen für Hotels, Bürohäuser und Schiffe erleichtert. Ein zusätzlicher Anwendungsbereich ist der Bau sehr großer Laminier- oder Gussformen. Zugleich können damit die Fertigungszeiten deutlich verkürzt und in erheblichem Umfang Material eingespart werden. Ein weiteres Projektziel betrifft die Verwendung neuer Werkstoffe, um bei gleichwertigen Werkstoffeigenschaften das Gesamtgewicht zu reduzieren. Die Tischlerei entwickelt und testet derzeit einen durchgängigen Prozessablauf. „Von der Planung und Aufbereitung der 3D-Daten über die Programmierung, die Materialbestellung bis hin zum Fräsen und der manuellen Nachbearbeitung erleichtert das System den Tischlern die Arbeit“, sagte Glawe.

 

Mehr Forschung und Entwicklung nötig

Im Bereich Forschung, Entwicklung und Innovation (FEuI) stellt das Wirtschaftsministerium in der EU-Förderperiode 2014 – 2020 insgesamt rund 168 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) zur Verfügung. Ein Schwerpunkt ist die Technologieoffensive im Handwerk. Das Wirtschaftsministerium unterstützt Kooperationen und den Technologietransfer zwischen Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und der regionalen Wirtschaft (Verbundforschung), einschließlich des Handwerks. In den Jahren 2015 und 2016 wurden 25 Handwerksunternehmen (Stand Anfang Dezember 2016) im Bereich FEuI durch das Wirtschaftsministerium gefördert. „Hier ist noch Luft nach oben. Immer komplexere Methoden und Technologien stellen die Handwerksbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern vor Herausforderungen. Wir wollen den Handwerksunternehmen den Zugang zu neuen Technologien erleichtern. Das verbessert die Wettbewerbssituation nachhaltig und sichert langfristig Fachkräfte im eigenen Unternehmen“, forderte Wirtschaftsminister Glawe.

 

Wirtschaftsministerium unterstützt vor Ort

Das Wirtschaftsministerium unterstützt das innovative Projekt der Tischlerei mit ihrem Projektpartner, dem Rostocker Fraunhofer-Anwendungszentrum Großstrukturen in der Produktionstechnik (Fraunhofer AGP), mit Mitteln des „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE) in Höhe von 116.450 Euro. Die Gesamtkosten des Projektes betragen knapp 233.000 Euro.

 

Informationen zum Unternehmen:

Das 1986 von Axel Eigenstetter in Rehna gegründete Familienunternehmen hat überall in Deutschland Spuren seiner qualitativ hochwertigen Maßarbeit hinterlassen, so unter anderem auch in Hamburger Villen, Ferienhäusern an der Elbe oder im Schloss Bernstorf. Die Tischlerei Eigenstetter GmbH ist spezialisiert auf den Innenausbau von Häusern sowie auf die Herstellung von Fenstern und Türen. Das Unternehmen aus Nordwestmecklenburg beschäftigt 20 Mitarbeiter. Der Anteil der Arbeiten, der numerisch gesteuert (NC) abläuft, wächst kontinuierlich.

www.eigenstetter.com